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Johanniskirche

Ev. Johanniskirchengemeinde Bonn-Duisdorf

Ansprache

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)

In Paris haben aber viele jetzt doch Angst. Manche haben ihre Angehörigen verloren, meistens junge Menschen, die bei einem Konzert waren oder bei einem Fußballspiel. Ich bin froh, dass die meisten Politikerinnen und Politiker jetzt sehr besonnen reagieren und wünsche ihnen Kraft und Liebe zu den Flüchtlingen.

Blut und Blumen sieht man auf den Straßen von Paris.
Frau Freiheit, die liberté, ist Opfer von Verbrechern geworden.
Wir weinen mit Ihnen – hat unsere Bundeskanzlerin gesagt.
Wir sind in dieser Nacht unseren Ängsten begegnet – hat unser Bundespräsident gesagt.
Betet für Paris – meinte ein Fußballspieler.
Das ist ein Angriff auf die Menschheit – meinte der amerikanische Präsident.
Wir sind im Krieg – fürchtet der französische Präsident.
Zum gemeinsamen Kampf gegen den Teufel – ruft der russische Präsident auf.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofkonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, erklären zu den Anschlägen und der Geiselnahme in Paris am Abend des 13. November 2015:
„Wir sind tief erschüttert über die hasserfüllte Welle der Gewalt in Paris. In diesen Stunden gilt unsere Anteilnahme den Opfern und Angehörigen. Wo die Worte über die unfassbaren Taten versagen, ist für uns Christen Zeit zu beten. Wir beten für die Opfer!
Die Anschläge von Paris sind letztlich ein Anschlag auf alle Menschen und auf Europa. Als Christen und über Religionen und Weltanschauungen hinweg werden wir trotz des Terrors zusammenstehen.“

Die Frage ist: Wer bestimmt, wie wir leben?
Wir, die wir in Freiheit leben wollen
oder solche, die Angst vor der Freiheit haben?

Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen (Gal 5,1), schrieb Paulus an die christliche Gemeinde von Galatien. Und wir lesen diesen Brief so, als wäre er an uns adressiert. Nicht mit aufrührenden Parolen wollen wir für die Freiheit unterwegs sein – denn die Macht der Worte ist groß – sondern mit Gebeten und Gesprächen. Für den Einsatz der Staatsgewalt, die die Freiheit der Demokratie hoffentlich verteidigen kann, beten wir um Besonnenheit.
Für die Attentäter erbitten wir Umkehr auf den Weg des Friedens.
Mögen Sie den Dschihad endlich als inneren Kampf um das Gute und Gottgewollte begreifen.

Krieg ist nicht gut, weil Menschen verletzt werden oder sterben.
Krieg ist nicht gut, weil Männer den Umgang mit Waffen lernen.
Krieg ist nicht gut, weil Kinder ohne Väter aufwachsen.
Krieg ist nicht gut, weil Frauen mißbraucht werden.
Krieg ist nicht gut, weil alte Menschen in die Flucht gejagt werden.
Krieg bringt für die einen den Tod und für die anderen ein lebenslang quälendes Gewissen.
Darum beten wir für den Frieden.

Seit der Weimarer Republik wissen wir: Demokratien sind verwundbar und die Freiheit muss immer wieder errungen und verteidigt werden.
Ein lebendiges Andenken an die Kriegsopfer des 2. Weltkrieges wird schon deshalb immer wichtiger, weil 70 Jahre danach die meisten Stimmen verstummt sind, die von den Kriegsgräueln noch berichten könnten.
1922 gab es den ersten Gedenktag, 1952 wieder einen Tag nationaler Trauer.

Im Gedenken an die Opfer der beiden Weltkriege und die Opfer der Terrornetzwerke im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika, in New York, London, Madrid und Paris beten wir für die Freiheit, für einen gerechten Frieden und die Unversehrtheit aller Menschen dieser Welt in der Stille.

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. (2 Tim 1,7)

Pfrn. Dagmar Gruß

Grafik: Jean Jullien : Peace for Paris 

Geschrieben von Bärbel Goddon am 16. November 2015

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