Liebe Gemeinde,
sind Sie schon seit Aschermittwoch dabei oder heute neu eingestiegen? Die zweite Woche der Passionszeit beginnt. Wir bedenken das Leiden Jesu und den Zustand der Welt und nehmen uns vor, in eine tiefere Gottesnähe hineinzuwachsen. Diese Aufrüttelungszeit, die uns in guten Jahren in die Genügsamkeit, ins Loslassen und in ein bewussteres Leben führte.
Wir haben eine Frühlingswoche hinter uns. Die Temperaturen haben von Winter auf Frühling, fast schon Frühsommer umgeschaltet. Hoffentlich sind Sie auch ins Freie gestürmt und haben Licht und Wärme gefunden.
Wenn Sie noch eine einzelne Fastengruppe planen möchten, rufen Sie gerne an unter Tel. 0163/3815916. Wenn Sie in einen regelmäßigen geistlichen Austausch einsteigen möchten, ebenso. Wir können Vereinbarungen treffen und uns auf bestimmte Themen verständigen. Wenn Sie Anregungen für eine eigene Gestaltung der vorösterlichen Passionszeit suchen, kommen Sie gerne jeden Mittwoch an die Futterstelle für die Fastenzeit 2021, wo Sie auf dieser Website Anregendes für eine Woche bekommen. Hier finden Sie auch die Möglichkeit, den Newsletter zu bestellen.
24. Februar 2021 (Mittwoch)
Losung und Lehrtext der Herrnhuter Losungen:
Ihr sollt Brot die Fülle haben und sollt sicher in eurem Lande wohnen. (Lev 26,5)
Sie aßen alle und wurden satt und sammelten auf, was an Brocken übrig blieb, zwölf Körbe voll. (Mt 14,20)
Essen – wenn ich so ein Brot sehe, denke ich immer an Heinrich Böll, Das Brot der frühen Jahre, Köln 1955; das Brot nach dem Hunger schmeckt nach Auferstehung und Leben; er beschrieb es unvergesslich. Ich könnte heute fasten und am Abend ganz langsam ein Stück Brot kauen …
Meine Kollegin empfahl mir, Michael Rosenberger, Im Brot der Erde den Himmel schmecken. Ethik und Spiritualität der Ernährung, München 2014.
Ich bedenke, was das Abendmahl-Fasten für mich bedeutet. Die Sehnsucht ist groß, im Kreis zusammenzustehen, Gemeinschaft und Gegenwart Christi zu spüren. An Vergebung zu glauben gelingt mir an dieser Stelle am besten.
Ich lese noch einmal Lk 22,7-23 und dazu Ex 16, die Speisung mit Manna und Wachteln auf der Wanderung ins gelobte Land.
25. Februar 2021 (Donnerstag)
Losung und Lehrtext der Herrnhuter Losungen:
Du bist mein Schutz und meine Zuflucht, Mein Heiland, der du mir hilfst vor Gewalt. (2 Sam 22,3)
Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn. (Röm 8,38f.)
Die Gespräche Jesu mit den Jüngern gehen mit mir durch diese Woche (Lk 22,24-38). Viel Selbstüberschätzung wird darin verhandelt, und Jesus versucht, sie nüchtern über ihre Möglichkeiten aufzuklären. Ein Weg in die Demut.
26. Februar 2021 (Freitag)
Nach Feierabend atme ich tief durch und stelle mich auf ein Wochenende mit kühleren Temperaturen ein, betrachte den Garten, die Bäume und staune über die Sehnsucht der Blumenzwiebeln, etwas hervorzubringen. Die Pflanzen bekommen eine Wartepause verordnet. Es geht nicht alles sofort. In jedem Frühling Geduldübungen zwischen den Tagen des Wachstums und der aufspringenden Blüten.
Wie steht es um meine Geduld, um mein Dulden, dass nicht alles sofort möglich ist …?
27. Februar 2021 (Samstag)
Die Losung für heute:
Wie ein Adler ausführt seine Jungen und über ihnen schwebt, breitete der Herr Seine Fittiche aus und nahm sein Volk und trug es auf seinen Flügeln. (Dtn 32,11)
Ich führe mich aus, komme heraus aus Homeoffice und Computerzellen und nehme mir viel Draußensein vor an diesem Wochenende. Heute könnte der Tag sein, an dem ich einen Brief schreibe. Wer wartet darauf? Wen möchte ich mit meiner Beachtung freudig überraschen?
28. Februar 2021 (Sonntag Reminiszere)
Heute wird in vielen Kirchen über Jes 5,1-7 gepredigt. Übers intensive Mühen ohne Erfolg.
Wer bemüht sich um mich, um wen bemühe ich mich und sehe doch kein Ergebnis? Was wird bleiben?
Jetzt
sammeln wir
die Farben
die Worte
die Augenblicke
die Küsse
die Düfte
von denen wir
einst
leben werden
(Kristin Baege)
1. März 2021 (Montag)
Monatsspruch für März:
Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien. (Lk 19,40)
Das sagt er beim Einzug in Jerusalem, als man ihn feiert und die Pharisäer ihn ermahnen, sie zur Ruhe zu bringen. Die Steine werden schreien. Ich komme wieder in der Passionszeit an mit meinen Gedanken. Jesus ist auf dem Weg zum Kreuz. Viele sind auf dem Weg zum Kreuz, das sie zu tragen haben.
Losung heute:
Geh hin und sieh, ob’s gut steht um deine Brüder und um das Vieh. (Gen 37,14)
Montagsvormittags läutet unsere Krankenglocke. Ich nehme mir vor, sie nicht zu überhören und dann innezuhalten und an jene zu denken, die Schweres durchzustehen haben, auch die Erschöpften in der Pflege und Behandlung unserer kranken Brüder und Schwestern.
Und wie geht’s eigentlich dem Vieh? Ein Gebet auch für die gequälte Kreatur.
2. März 2021 (Dienstag)
Der Lehrtext für heute:
Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mir mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. (Jak 3,13)
Schon Martin Luther hat sich über Jakobus geärgert. Immer dieser Moralprediger. Hoffentlich konnte er selber seinen sanftmütgen und weisen Wandel vorzeigen. Es tut weh, im Schwall der Worte auf die Taten angesprochen zu werden. Geredet wird viel, getan wird wenig.
An welcher Stelle müsste mehr getan werden? Etwa durch mich? Ich nehme mich beim Wort.
Wach bleiben. Bald geht es nach Gethsemane.