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Johanniskirche

Ev. Johanniskirchengemeinde Bonn-Duisdorf

Kipppunkte im Klimasystem

Wir konnten es in den vergangenen Jahren spüren und in den Medien sehen: Die Erderwärmung birgt große Risiken für uns Menschen, so durch zunehmende Wetterextreme wie Hitze, Dürren, Starkregen oder intensivere Tropenstürme (Hurrikans, Taifune). Dies kann zu Ernteausfällen mit Hunger, Ausbreitung von Krankheiten, zahlreichen Todesopfern, Massenmigration und im schlimmsten Fall zu internationalen Konflikten führen.

Die meisten dieser Risiken wachsen mit der weiteren Erderwärmung. Einige Teilsysteme des Klimasystems haben nun noch eine Besonderheit, nämlich bestimmte kritische Schwellenwerte, sogenannte Kipppunkte, bei deren Überschreiten es zu nicht mehr umkehrbaren Veränderungen kommt.

Das lässt sich gut an einem Bild verdeutlichen: Stellen Sie sich eine runde Holzplatte vor, die in der Mitte auf einem Stift ruht und dadurch von Ihnen nach allen Seiten leicht geneigt werden kann. Auf der Platte befindet sich eine Kugel, die sich je nach der Neigung der Holzplatte in Richtung Rand bewegt. Neigen Sie die Platte nun zu der anderen Seite, kommt die Kugel wieder zurück. Solange sich diese auf der Holzplatte bewegt, passiert nichts. Kommt sie allerdings durch die Neigung der Platte sehr nahe an den Plattenrand und Sie „steuern nicht gegen“, stürzt die Kugel von der Platte und es gibt keinen Weg, sie wieder auf die Platte zurückkehren zu lassen – die Grenze, der Kipppunkt wurde überschritten!
Von diesen Kipp-Elementen – in der Metapher war es die Kugel – gibt es mehrere in unserem Klimasystem. Die meisten kennen wir, allerdings sind nicht alle vollständig erforscht. Aber alle haben einen kritischen Grenzwert, dem wir uns mit der steigenden Erdtemperatur nähern, ggf. ihn sogar überschreiten.

An dem Beispiel eines Kipp-Elements soll dies kurz erläutert werden:
Die helle Meereseisdecke in der Arktis bewirkt, dass die Sonneneinstrahlung größtenteils reflektiert wird und sich so nicht in Wärme umwandeln kann. Da dort die Eisbedeckung im Sommer in den letzten Jahrzehnten bereits um etwa die Hälfte abgenommen hat, trifft das Sonnenlicht nun auf eine dunkle Wasseroberfläche, was eine Erwärmung von fast 2°C gegenüber den 1980er Jahren bewirkte. Bei einer dauerhaften 2°C-Erwärmung könnte die Nordpolarregion schon jeden zehnten Sommer eisfrei werden, bei ungebremstem Wachstum der Emissionen wäre sogar die Existenz der Eisdecke im Winter gefährdet.

Fazit: Die Kipppunkte im Erdsystem können unkontrollierbare selbstverstärkende Prozesse auslösen, die u.a. zu einem über Jahrhunderte anhaltenden Meeresspiegelanstieg (Gletscherschmelze) oder zum Totalverlust wichtiger Ökosysteme (Korallenriffe) führen. Sich dieser Rückkopplungsprozesse auf die globale Temperatur bewusst zu sein, möge helfen, Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu unterstützen, ggf. sie sogar im eigenen Umfeld umzusetzen.
(Quelle: Rahmstorf, Stefan u.a., Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung)

Wolfgang Schmiedecken (für den AK Schöpfung bewahren!)

(JohannisZeit 4/2023)

Geschrieben von Bärbel Goddon am 27. Juni 2024

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