Die Meinungen zu Sozialen Medien gehen weit auseinander. Wie wir darüber sprechen, zeigt schon, wie wir sie bewerten. Man chattet im Messenger, zwitschert auf Twitter oder postet Snapshots auf Facebook, so beschriebenen Konversationen in sozialen Netzwerken scheint etwas Beiläufiges anzuhaften, ernsthafte Gespräche scheinen anderenorts geführt zu werden. Gleichzeitig sammeln die Netzwerke Daten ihrer Nutzerinnen und Nutzer, so dass Verhaltensweisen nachvollziehbar werden.
Fehlender Ernst und fehlender Datenschutz lassen sich schnell anführen, wenn man Gründe angeben will, warum man auf sozialen Netzen nicht präsent sein will – jedoch die überwiegende Mehrzahl der Menschen in Deutschland nutzt soziale Medien, über ein Drittel ist regelmäßig auf Facebook aktiv.
Urteile lassen sich leicht fällen, insbesondere dann, wenn man die persönliche Erfahrung erst gar nicht gemacht hat.
Es ist eine persönliche Entscheidung, wer wie welche sozialen Medien nutzen will. Seit meiner Wahl zum Präses schreibe in diesem Blog, es bietet Menschen einen Rückkanal, sie können Feedback geben. Facebook habe ich bisher noch nicht genutzt, ich kenne die Risiken – wie oben beschrieben –, sehe aber auch Chancen. Menschen teilen, was Ihnen wichtig ist, kommen miteinander in Kontakt, niederschwelliger ohne große Hürden. Menschen wenden sich an die Kirche, die Ihnen sonst nur als Amtskirche bekannt ist.
Diesen Sommer nutze ich auch, um Menschen und Einrichtungen in unserer rheinischen Kirche zu besuchen. Erstmalig möchte ich in diesem Jahr auf Facebook gehen und dort online den Nutzerinnen und Nutzer begegnen. Für drei Wochen habe ich jeden Tag Zeit eingeplant, um zu teilen, was mir wichtig ist und ansprechbar zu sein, wenn Menschen mir als Pfarrer begegnen wollen.
Dieser Besuch auf Facebook geschieht nicht unvorbereitet, in der rheinischen Kirche haben wir Social Media Guidelines entwickelt, uns also Gedanken gemacht, wie wir in sozialen Netzen präsent sein wollen. Als Landeskirche haben wir eine Facebook-Seite, über die wir unsere Inhalte teilen und Menschen uns ansprechen können.
Trotzdem ist dieser persönliche Besuch auf Facebook auch ein Experiment für mich. Ich will niemanden dazu bringen ab jetzt Facebook zu nutzen, aber den Menschen, die auf Facebook sind, möchte ich signalisieren, dass wir auch dort bei Ihnen sind. Ich bin gespannt auf die Gespräche, die ich hier führen werde, und auf die Menschen, die mit mir in Kontakt treten werden. Wie bei jedem Besuch bin ich offen für Neues und möchte auf Augenhöhe Erfahrungen sammeln.
Wie immer freue ich mich auf den Austausch mit Ihnen und Ihre Rückmeldungen, hier im Blog, und in den nächsten drei Wochen auch auf Facebook.
© 2016 Präsesblog der Evangelischen Kirche im Rheinland