Am vergangenen Donnerstag begann das jüdische Chanukka, ein Lichterfest, das in diesem Jahr bis zum 18. Dezember dauert. Jeden Tag wird eine Kerze mehr angezündet am achtarmigen Channuka-Leuchter. Die neunte Dienerkerze wird nur zum Anzünden verwendet.

Der größte Leuchter in Deutschland steht am Brandenburger Tor. Aber der Channuka-Ball in Berlin wurde 2020 abgesagt: Channuka ohne ausgelassene Nähe geht eben nicht.
Dieses jüdische Familien- und Lichterfest erinnert an die Weihung des zweiten Tempels in Jerusalem 164 v.Chr. im Makkabäeraufstand der Juden gegen die Griechen, die die Religionsausübung mit Gefängnis oder Tod bestraften. Am 25. Kislew stellten die jüdischen Aufständischen ein Licht mit geweihtem Öl auf. Die Ölmenge für einen Tag brannte acht Tage, bis neues koscheres Öl vorhanden war. Darum wird acht Tage lang gefeiert und in Öl Gebackenes oder Gebratenes gegessen. Die Familie ist der soziale Kleinstverbund, in dem der Glaube gegen alle äußeren Widerstände bewahrt wird, ist man überzeugt.

Heute ist Berlin die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde. Viele junge Kreative kommen seit über zehn Jahren aus Israel … nicht nach Deutschland, aber nach Berlin. Da man in Israel Germanistik, die Sprache der Täter, immer noch nicht studieren kann, lernen junge Israelis die deutsche Sprache am Goethe-Institut in Tel Aviv. „Die dritte Generation Israels entdeckt das einstige Feindesland Deutschland ganz neu für sich. Das hat mit dem Abtreten der Opfergeneration zu tun, deren gespaltenes Verhältnis zur verlorenen Heimat die Enkel heute veranlasst, sich selbst ein Bild vom Land der Täter zu machen“, meint Daniel Saltzwedel vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Er empfinde das als eine geradezu poetische Bewegung – „sich die eigene Herkunft zurückerobern“.

Ein Licht in der Gegenwart nach einer dunklen Vergangenheit – vor allem in Berlin.

Hoffentlich brennt es noch lange und wird immer heller – wie der Channuka-Leuchter.